Last Unicorn - 3

Szene: In derselben Nacht. Schmendrick schleicht zum Käfig des Einhorns.

SCHMENDRICK:
Schmendrick ist mit dir! Entschuldige aber ich konnte leider nicht früher weg.

EINHORN:
Nie zuvor hat ein Bann auf mir gelegen. Nie gab es eine Welt in der man mich nicht kannte.

SCHMENDRICK:
Oh, Ich weiß genau wie dir zumute ist. Kaum ein Mensch wird je für das gehalten was er wirklich ist.

EINHORN:
Wirst du mir helfen?

SCHMENDRICK:
Wenn nicht dir, dann niemandem. Du bist meine letzte Chance.

EINHORN:
Kannst du mich wirklich befreien?

SCHMENDRICK:
Mommy Fortuna glaubt das natürlich nicht. Sie hält mich für einen lausigen Angeber, einen Scharlatan. Aber ich bin Schmendrick der Zauberer! - Der letzte der Feuerroten Swamis! Und ich bin auch wirklich, wie du, wie sie. Ja, ich werde dir helfen.

EINHORN:
Wo ist der andere Mann?

SCHMENDRICK:
Rukh? Oh, mach dir keine Sorgen um ihn. Ich hab ihm ein Rätsel aufgegeben, und er braucht immer die ganze Nacht um Rätsel zu lösen. Und jetzt... "Shara sineverel morlin sudai! Suni numira eddi subai!"

Das Einhorn sieht sich wieder in den Wald zurückversetzt, und die Tiere des Waldes sehen sie an. Aber die Erscheinung verschwindet wieder, und das Einhorn befindet sich wieder im Käfig.

SCHMENDRICK (enttäuscht):
Entschuldige, ich hätte dich gern mit diesem Spruch befreit, der war besonders hübsch. Oder, also... Okay. "Urchulis sulai esumina gaminajo!" - Das ist der Super-Zauber. Die Stangen zerbröckeln jetzt wie alter Käse, den ich selbst in alle vier Winde verstreue! Autsch!

Schmendrick ergreift die Stangen, und sie verbrennen seine Hände. Seine Hände sind rot und blutig. Er schüttelt sie, um den Schmerz loszuwerden.

SCHMENDRICK:
Oha, das war wohl der falsche Akzent. Was kommt und geht.

EINHORN:
Versuch's nochmal. Beeil dich. Wir haben sehr wenig Zeit!

Schmendrick pfeift drei Töne, und wirft ein Pulver über den Käfig, welcher zu schrumpfen beginnt. Schmendrick murmelt leise Worte.

EINHORN:
Hilfe, das Gitter!

SCHMENDRICK:
Nein, nein, "uh, serenin perenin" - urg! (Die Stangen halten inne.) Ich kann nicht mehr. Das nächste Mal geht's vielleicht wieder schief.

EINHORN:
Versuch's nochmal. Der Spruch war falsch, aber es war schon echte Magie drin. Versuch's nochmal!

SCHMENDRICK:
Meine Liebe, dir gebühren die Sprüche eines großen Zauberers, aber du mußt dich mit der Hilfe eines zweitklassigen Taschendiebs begnügen.

Schmendrick zieht einen Schlüsselbund hervor, den er am Schloß ausprobiert, welches wie ein Löwenmaul geformt ist. Ein Schlüssel paßt.

SCHLOSS (in Mommy Fortuna's Stimme):
(lacht) Was für ein Zauberer! Was für ein Zauberer!

SCHMENDRICK:
Wart's nur ab.

EINHORN:
Mach schnell!

Das Schloß flucht, als Schmendrick es öffnet.

SCHMENDRICK:
Komm runter, Lady! Du bist frei!

Der Bann und das falsche Horn verschwinden, als sie den Käfig verläßt. Da erscheint Rukh.

RUKH:
Okay, Schmendrick, ich geb's auf. Warum ist ein Rabe wie ein Schreibtisch? (Das Einhorn springt in die Büsche; Rukh sieht es nicht.) Der Käfig. Du hast meine Schlüssel genommen. Du dummer dünner Dieb du. Sie wird dich auf Stacheldraht aufziehen und eine Halskette machen für die Harpyie!

Rukh beginnt zu Mommy Fortuna's Wagen zurückzulaufen.

SCHMENDRICK:
Lauf! (Er rennt zu Rukh und stürzt sich auf ihn. Sie kämpfen auf dem Boden. Das Einhorn läuft herum und befreit die Tiere, es öffnet die Käfige mit seinem Horn.) Steinbock du! Ich dell' dir die Zehennägel um, daß sie nach innen wachsen!

RUKH (kommt nach oben und beginnt Schmendrick zu würgen):
(lacht) Was für ein Zauberer. Kannst nicht mal Sahne in Käse verwandeln, du Schmendrick du!

Schmendrick schlägt den Schlüsselbund auf Rukhs Kopf. Rugh läßt ihn los, und fällt zu Boden. Die Tiere sind frei. Nur die Harpyie ist noch im Käfig, als das Einhorn sie sieht.

SCHMENDRICK:
Nein, sie wird dich töten! Lauf, sie tötet dich wenn du sie freiläßt!

HARPYIE (nur Stimme):
Laß mich frei. Wir sind Schwestern, du und ich.

Das Einhorn berührt das Schloß mit seinem Horn. Die Harpyie zerstört den Käfig mit ihren Flügeln und ist frei. Sie greift das Einhorn an, wird von diesem aber abgewehrt. Sie kreist umher und greift wieder an - Mommy Fortuna, die hinter dem Einhorn steht.

MOMMY FORTUNA (lacht):
Nicht allein! Ihr hättet euch niemals allein befreien können! Ich habe euch festgehalten!

Sie öffnet ihre Arme als ob sie den tödlichen Angriff der Harpyie umarmen wolle. Sie wird zu Boden gerissen, und die Harpyie beginnt Ihren Körper aufzufressen.

SCHMENDRICK:
Lauf, lauf, schnell weg von hier, du mußt laufen!

EINHORN:
Nein. Komm mit mir. Komm mit mir.

Man hört die Harpyie krächzen, und Rukh kurz aufschreien. Schmendrick stöhnt entsetzt auf.

EINHORN:
Dreh dich nicht um, und lauf nicht weg. Lauf nie davon vor etwas Unsterblichem, das erregt seine Aufmerksamkeit.

Die Harpyie kreist nochmal umher, sieht die Zwei aber nicht weglaufen, und fliegt davon.

Szene: Ein nebliger Wald. Schmendrick sitzt zusammengekauert am Fuß eines Baums, das Einhorn steht neben ihm.

SCHMENDRICK:
Oh, die arme, alte Frau - das wollte ich nicht - ich wußte nicht...

EINHORN:
Sie hat ihren Tod selbst gewählt. Es war ihr Schicksal, schon seit langem.

SCHMENDRICK:
Und du, du hast kein Mitleid, wie ich?

EINHORN:
Ich kann nie Leid empfinden. Ich kann traurig sein, aber das ist nicht das Gleiche.

SCHMENDRICK:
Wohin wirst du jetzt gehen?

EINHORN:
Ich suche andere wie mich. Hast du sie gesehen, Zauberer?

SCHMENDRICK:
Nein, ich habe noch nie ein Wesen wie dich gesehen. Jedenfalls wenn ich wach war.

EINHORN:
Ein Schmetterling hat mir von einem Roten Stier erzählt, der alle anderen Einhörner bis ans Ende der Welt getrieben hat. Und Mommy Fortuna hat von einem König Haggard gesprochen. Also gehe ich dahin wo sie sind, um zu lernen was immer sie wissen.

SCHMENDRICK:
Nimm mich mit, zum Glück, zum Spaß, für das Unbekannte.

EINHORN:
Du kannst mit mir kommen wenn du willst, aber ich wünschte du hättest um einen anderen Lohn für meine Befreiung gebeten.

SCHMENDRICK:
Ich hab darüber nachgedacht, aber du könntest mir meinen wahren Wunsch nie erfüllen.

EINHORN:
Nein. Ich kann dich nicht in etwas verwandeln das du nicht bist. Ich kann dich nicht in einen echten Zauberer verwandeln.

SCHMENDRICK:
Stimmt schon, mach dir nichts draus.

EINHORN:
Das tu ich nicht.

EINHORN:
Was weißt du von König Haggard?

SCHMENDRICK:
Ich habe gehört, dass er ein alter Mann ist, der über ein ödes Land herrscht am Meer. Manche sagen, dass sein Land grün und blühend war, bevor er kam, aber sobald er es berührte wurde es dürr und grau.

Sie wandern über einen Fluß und Felsen. Das Einhorn immer voran.

EINHORN:
Erzähl von dem roten Stier.

SCHMENDRICK:
Der rote Stier? Ich weiß schon zu viele Geschichten, um ehrlich zu sein. Ich hab gehört, daß der Stier wirklich ist, daß der Stier ein Gespenst ist. (Er stolpert über einen Stein gegen das Einhorn, daß vor seiner Berührung zurückschreckt.) Oh, entschuldige! (Auf der Bergspitze) Mal heißt es, daß der rote Stier König Haggard beschützt, mal, daß er ihn in seinem eigenen Schloss gefangen hält. Es gibt so viele Geschichten.

Gleiche Szene wie beim Schmetterling

SCHMETTERLING (nur Stimme):
Sie verschwanden von allen Straßen vor langer Zeit un der rote Stier rannte dicht hinter ihnen.

Das Einhorn wiehert und schüttelt wild den Kopf.

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