Die Jagd nach dem goldenen Einhorn

Teil Zwei:

- Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, bei dem Wirtshaus. Also: - Ich mietete eines der Zimmer und ging hinauf, um mich hinzulegen. Doch bevor ich einschlafen konnte, hörte ich aus dem Nebenzimmer Stimmen, die mir sehr bekannt vorkamen. Es waren Milrah und Barroc, die sich unterhielten. Leider etwas zu laut für meinen Geschmack. "Warum hast du auch diesem Mann zwei Truhen Gold angeboten?" "Du weißt, wie wichtig dieses Horn für mich ist. Es darf nichts schiefgehen. Also störe mich nicht wenn ich meine Kräfte gebrauche." Was für Kräfte? Dachte ich mir. Ich wollte es jetzt genau wissen, ging zum Fenster, öffnete es und stieg hinaus. Zum Glück war es windstill und keine Menschenseele war unter mir zu sehen. Also kletterte ich zum Nachbarfenster und lugte hindurch.

Milrah stand mit geschlossen Augen und ausgestreckten Armen in der Mitte des Raumes. Sie war in Trance. Barroc stand neben dem Fenster, doch er hatte mir den Rücken zugedreht. Dann geschah es, Milrah´s Stirn fing an zu leuchten und ihr Körper verschwamm. Magie, so kraftvoll wie ich sie noch nie in meinem Leben bei einem Menschen erlebt hatte. Ich kannte und beherrschte die Magie schon sehr lange, doch es gab immer etwas Neues zu entdecken. Etwas an dieser Magie kam mir sehr bekannt vor, aber mir fiel nicht ein woher. Ich beobachtete weiter dieses Schauspiel und erkannte schließlich, daß sie etwas erschuf. Es waren zwei Truhen. Die Bezahlung für Tarnak und seine Männer, also war er nicht der Einzige der falsch spielte. "He, was macht Ihr dort an dem Fenster?!?" Ich zuckte zusammen und schaute mich um. Es war die Stadtwache, die mich entdeckt hatte. "Ach, nichts besonderes. Nur ein kleiner Abendspaziergang." "Auf einem Sims?" fragte die Wache erstaunt. "Das ist so eine dumme Angewohnheit von mir, ich war früher einmal Seiltänzer." "Und das soll ich euch glauben?"

"Wer sind Sie?" kam es aus dem Fenster vor mir. Ich schaute hinein und blickte in die Augen von Milrah, neben ihr stand Barroc und hatte sein Schwert gezogen. "Alarm! Ein Dieb!" rief die Stadtwache nun. "Ein Freund." antwortete ich Milrah und pfiff. Kurze Zeit später hörte man aus dem Stall vom Wirtshaus Holz krachen und das Tor sprang auf. Es war Kalif, mein Araber, auf den ich mich immer verlassen konnte. Ich ließ mich hinabfallen und trieb ihn an. Wir gallopierten so schnell wir nur konnten aus der Stadt.

Als wir weit genug weg waren und ich keine Verfolger sah, parierte ich Kalif durch, bis er stand und strich ihm dann über seine Schulter. Kalif war ein besonderes Pferd, nicht nur wegen seiner Schnelligkeit und seiner Kraft, sondern auch wegen seinem Charakter und seiner Intelligenz. Wie gesagt war er ein Araber und tiefschwarz, mit einer Blesse, die aussah wie ein Pfeil. Ich hatte ihn vor ungefähr zwei Jahrhunderten von einem Kalifen gekauft, aber aus einem traurigen Grund, den ich so manches mal lieber vergessen möchte. - Oh, ihr fragt euch wahrscheinlich warum er noch lebte. Ihr müsst wissen, daß mein Volk technisch sehr weit fortgeschritten ist und wir alle Krankheiten und auch den Tod besiegt haben. So, aber nun weiter. - Ich ließ Kalif laufen und legte mich unter einem Baum nieder. Erst als die Sonne schon fast im Zenit stand, erwachte ich wieder. Nun hieß es, sich zu beeilen! Ich rief Kalif und schob einen meiner Ärmel zurück, um meinen Armreif zu aktivieren. - Diesen Armreif, oder besser diese Armreifen, besitzt jedes Wesen in meinem Land. Auch die Haustiere, doch bei ihnen sind es meistens vier statt nur zwei Armreifen. Sie sind sehr wichtig, da sie als Ausweis, Kreditkarte, Schlüssel, Lebensüberwachung und als vieles andere noch dienen, ohne sie könnte man sich nicht auf einem der Schiffe oder meiner Heimat frei bewegen. Jedes Wesen, das bei uns geboren wird oder einwandert bekommt sie. Dadurch das sie sich mit dem Gehirn verbinden, brauchen wir keine Tastaturen, Bildschirme oder Hologramme. Jedes Bild von ihnen wird direkt ins Bewusstsein projeziert. Auch Kalif besitz sie. -

Ich konzentrierte mich, ein Sattel erschien auf seinem Rücken und schließlich die Trense auf seinem Kopf. - Nicht, daß jemand denkt sie wären gebeamt, repliziert oder gar als Hologramm auf ihm projeziert worden. Nein, diese Technik ist weit überholt, wir verändern die Atome, oder besser die Quantenteilchen. - Ich schwang mich auf den Sattel und ritt zum Druidenfelsen. Doch als ich dort ankam erlebte ich eine Überraschung: Barroc hielt zwei bewusstlose Männer in den Händen und Milrah schlug gerade mit einem Stock auf Tarnak ein. Fast hätte ich angefangen zu lachen, doch dann bemerkte ich das sich zwei andere Männer auf Barroc und ein weiterer auf Milrah zu bewegten. Tarnak war nicht dumm, das wusste ich. Mich hätte es nicht gewundert wenn da noch mehr gewesen wären. Barroc und Milrah hatten die Männer noch nicht bemerkt, also musste ich handeln. Doch ich durfte nicht meine wahre Stärke zeigen.

Ich zog meinen Dolch der Sekunden später ein Schwert war. - Es ist ein besonderes Schwert. Sein Griff besteht aus zwei gewunden Schlangen und die Klinge ist mit Zacken bestückt. Griff und Klinge sind zusammen 21 cm lang und über das gesamte Schwert sind Symbole und Zeichen verteilt. - Ich zog also mein Schwert und griff an. Zuerst war der Mann bei Milrah dran, er lag nach zwei Hieben bewußtlos im Gras. Er hatte Glück, daß ich ihn nicht ins Jenseits befördert hatte. Dann waren die zwei anderen an der Reihe. Barroc und Milrah trauten ihren Augen nicht, als sie sahen mit welcher Geschwindigkeit ich kämpfte. Für Tarnak war diese der richtige Zeitpunkt zu fliehen, doch er hatte nicht gemerkt, daß ich seine beiden Leute besiegt und mein Schwert nach ihm geworfen hatte. Es traf sein Kettenhemd und ließ ihn gegen einen Baum krachen, an dessen Stamm er nun feststeckte. Barroc ließ die beiden Männer fallen und kam mir mit seinem Schwert drohend entgegen.

"Du bist der, der uns letzte Nacht am Fenster beobachtet hat." Er hielt mir das Schwert an die Kehle was bei mir äußerst gefährlich war. "Ja, das war ich. Aber zu deiner eigenen Sicherheit würde ich an deiner Stelle das Schwert woanders hinhalten." "Warum sollte ich dies tun. Ich weiß ja nicht ob du Freund oder Feind bist." "Tja, selbst schuld. Ich hatte dich gewarnt." und ehe Barroc überhaupt merkte was los war hatte er an meiner Stelle das Schwert an der Kehle. "Wenn ich ein Feind wäre, dann wärst du schon lange tot." Ich gab ihm sein Schwert zurück und ging zu Tarnak. "Warum hast du den zweien geholfen? Mit deiner Kampfkraft und Intelligenz, wären wir unschlagbar." "Tut mir leid, aber ich gehöre zu den Guten. Und selbst wenn, meinst du etwa ernsthaft, das ich Hilfe gebrauchen könnte?" Ich zog ein Seil hervor und fesselte Tarnak, dann nahm ich mein Schwert zurück. "Ich hoffe, du hast nicht danach gegriffen." "Nein, das habe ich nicht." "Dein Glück, denn wenn doch hättest du den nächsten Tag nicht mehr erlebt, da ich der einzige bin, der dieses Schwert berühren darf. Jeden anderen hat es bis jetzt getötet." Ich drehte mich um und glaubte ein déjà vu zu erleben. Wie am Abend zuvor sah ich in Milrah´s Augen und sah etwas Vertrautes in ihnen, doch ich wusste noch immer nicht was es war.

"Warum habt Ihr uns geholfen?" Dies war eine gute Frage. "Es ist meine Aufgabe Leben zu retten, da ich ein Freikämpfer für das Gute bin." "Das erklärt aber noch lange nicht, was Ihr Gestern an unserem Fenster zu suchen hattet." Barroc hatte Recht, ich musste mir eine Ausrede einfallen lassen. "Ich hatte Gestern Geräusche aus ihrem Zimmer gehört und wollte nach dem Rechten sehen." "Weshalb haben sie dann nicht einfach an unsere Tür geklopft?" "Als Kämpfer müssten sie eigentlich wissen, daß in einer gefährlichen Situation der Überraschungsmoment zählt." Barroc wollte sich nicht so einfach geschlagen geben, doch Milrah lenkte zum Glück ein. "Lass uns dankbar sein, daß er uns geholfen hat. Ich heiße Milrah und das ist Barroc." Gut, ihr Vertrauen hatte ich. Fehlte nur noch die Lösung zu dem Geheimnis um die Statue. "Ich bin Drokar und, wie ich schon erwähnte, ein Freikrieger." "Soweit ich weiß sind Freikrieger käufliche Söldner." Barroc war noch immer nicht zufrieden. "Nicht da wo ich herkomme. Dort ist ein Freikrieger ein Kämpfer für das Gute und es ist eine Ehre an seiner Seite zu kämpfen. Vor allem, weil man an seiner Seite länger überlebt als bei jemand anderem." "Was habt ihr Gestern an dem Fenster alles gesehen?" "Magie!" "Und ihr habt keine Angst vor mir?" "Warum? Auch wenn ich aussehe wie ein Krieger, heißt das noch lange nicht, daß ich nicht auch die Magie beherrsche. Nehmt mein Schwert und ihr werdet es sehen. Keine Angst, das was ich Tarnak gesagt habe ist zwar wahr, aber es ist etwas anderes wenn ich es erlaube."

Milrah nahm mein Schwert und im selben Augenblick zuckte sie zusammen. "Ihr habt gesagt, das Schwert würde ihr nichts tun." "Es tut ihr auch nichts." Dann gab sie es mir zurück und schaute mich erstaunt an. "Es lebt!" "Ja, das tut es. Ich habe es eigenhändig erschaffen." Ich ließ das Schwert zum Dolch werden und steckte es hinter meinen Rücken. "Also seid ihr nicht nur Krieger, sondern auch Magier. Vielleicht kann er uns helfen." Endlich hatte ich etwas Vertrauen von Barroc bekommen. "Das ist eine guter Vorschlag. Könnt Ihr uns helfen? Wir zahlen auch jeden Preis!" "Ich habe eure Belohnung gesehen, doch ich bin nicht auf Gold aus. Mir reicht eine Geschichte und die Gewissheit, daß ich etwas Gutes getan habe. Meine Hilfe habt ihr, doch vorher möchte ich wissen worum es geht, aber bitte nicht nur das was ihr Gestern Tarnak erzählt habt." Nun war bei beiden Fröhlichkeit aber auch Erstauntheit auf ihren Gesichtern zu entdecken. "Ich war der Betrunkene vom Wirtshaus der Tarnak angerempelt hat." "Ihr habt uns belauscht?" Oha, das könnte das Vertrauen wieder zerstören. "Ja, das habe ich, aber nur weil ich Tarnak kenne und wusste, daß er nichts Gutes im Schilde führte." Dann drehte ich mich um und hielt Tarnak meine Hand auf seine Stirn. Seine Lider fingen an zu flattern er fiel in Trance. "Was tut Ihr da?" So langsam nervte Barroc mich. "Ich lösche seine Erinnerungen an uns, was ich auch bei den anderen machen werde, so kann ich verhindern das er uns verfolgt." Es war nicht schwer die Erinnerungen bei ihnen zu löschen, da Tarnak und seine Männer einen sehr niedrigen IQ hatten. "So, das war der Letzte. Ich würde sagen, daß wir uns jetzt einen anderen Ort suchen, wo wir alles besprechen können."

Ich pfiff, Kalif kam angaloppiert und ich stieg auf. Milrah ging zu ihm hin und streichelte seinen Kopf. "Ich habe noch nie ein solches Pferd gesehen! Von welcher Rasse stammt er ab?" "Kalif ist ein Araber, diese Rasse gibt es derzeit nur im Abendland. Araber sind eine besondere Rasse, keine andere Rasse vereint so vollendet Feuer, Sanftmut, Härte, Anhänglichkeit und Leistungsbereitschaft. Nicht umsonst gibt es in dem Land, aus dem sie kommen, eine Legende die besagt: Allah nahm eine Handvoll Südwind und schuf daraus das Pferd." Es war etwas merkwürdiges dabei wie Milrah ihn streichelte, eine Zärtlichkeit, als ob sie von einem anderen Pferd käm. "Wo sind eure Pferde?" "Wir haben keine." Nun erstaunte Barroc mich sehr, auch wenn das nicht gerade leicht ist. "Warum habt ihr keine Pferde? Ohne ein Pferd ist man in so einer Welt verloren." "Weil ich es nicht möchte. Wir haben diese Wesen regelrecht versklavt und Eures ist bestimmt genauso, vielleicht nicht von Euch aber von jemandem anderen versklavt worden."

- Wenn Milrah gewußt hätte, wer wirklich vor ihr sand, hätte sie nicht so mit mir geredet. Denn jedes Wesen kann in meinem Land aus freien Stücken wählen, ob es in der Natur oder bei einer Familie leben will. Ich hätte mich am liebsten zurückverwandelt, aber dann wäre sie wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen. - "Gut, wenn ihr meint das Kalif versklavt worden ist, dann will ich das ändern." Ich stieg ab, öffnete den Gurt vom Sattel und nahm ihn ab. Dann nahm ich Kalif die Trense vom Kopf und gab ihm einen Klaps auf den Hintern, er galoppierte in den Wald und war weg. "Das hättet ihr nicht tun müssen. Er war doch euer Weggefährte." "Ihr meintet, daß er von jemandem versklavt worden wäre, also habe ich dieses Unrecht wieder gutgemacht. Barroc in welche Richtung?" Trotz seiner Erstauntheit zeigte er Richtung Süden. Ich nahm Sattel und Trense auf die Schulter und ging. Doch Milrah und Barroc standen immer noch am selben Fleck. "Was ist worauf wartet ihr? Darauf, daß die Dummköpfe wieder wach werden?" rief ich. Endlich kamen die zwei hinterher und ich ging, trotz des schweren Gepäcks, im zügigen Tempo weiter.

©Shaklan e Maistro

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